Rauweizen, Hartweizen, Polnischer Weizen und Dinkel. Von Amédée Masclef – Atlas des plantes de France. 1891, Quelle Wikipedia.
Eine spannende Frage, die mich gerade umtreibt, ist folgende: Wie entsteht eigentlich unsere Kulturpflanzenvielfalt? Und: Gibt es für diese Frage eine Erklärung, die für alle verschiedenen landwirtschaftlichen Systeme, ob bäuerliche Landwirtschaft, techno-industrielle Landwirtschaft oder Hobbygartensysteme gilt? Ja, es gibt sie und ich möchte sie hier kurz vorstellen. Jack R. Harlan hat die Erklärung in seinem fantastischen Buch „Crops and Man“ von 1992 niedergeschrieben und ich habe sie kürzlich für mich entdeckt (auf den Seiten 123 bis 127).
Die Entstehung der Kulturpflanzenvielfalt lässt sich sehr gut an den historischen bäuerlichen Landwirtschaftssystemen erklären, die es vor der Industrialisierung überall auf der Welt gab. Die Bäuerinnen waren damals wie heute durch die Kultivierung von Feldern und Gärten an einen festen Ort gebunden. Ein Teil der Ernte, z.B. des Weizens, wurde immer zur Saatgutgewinnung zurückbehalten. Innerhalb gewisser regionaler Räume fand auch ein Saatgutaustausch statt. Dadurch waren auf lokaler Ebene die Weizensorten gut genetisch durchmischt. Zwischen weiter entfernten landwirtschaftlichen Regionen fand ein sehr viel geringerer Austausch von Saatgut statt. Nur gelegentlich fand Saatgut aus einer Region den Weg in eine andere landwirtschaftliche Region. Dadurch konnten sich der Weizen und andere Kulturpflanzen durch Selektionsprozesse an die regionalen Ökosysteme und Kulturbedingungen anpassen und bildeten das, was wir heute als Landsorten bezeichnen. Weiterlesen „Die Entstehung der Kulturpflanzenvielfalt früher und heute: der Differenzierungs-Hybridisierungs-Zyklus“
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