Ein ökologischer Zuchtgarten mit Weizen-Genotypen und kleinen „Verhüterli“, die eine unkontrollierte Bestäubung verhindern.
In der Mobilitätsbranche scheint es eine klare Sache zu sein. Verbrennungsmotoren sind zwar nicht komplett obsolet, müssen aber doch in vielen Bereichen durch andere Technologien, wie elektrische Automobile, ÖPNV sowie verbesserte Infrastruktur für Fuß- und Radwege ersetzt werden. Ohne einen erheblichen Druck und das Offenlegen „innovativer“ Dieseltechnologien aber hätte die Automobilindustrie ihr sprichwörtlich fossiles Geschäftsmodell bis zum bitteren Ende durchgezogen. Das ist leider einfach menschlich. Ohne Druck löst sich eine festgefahrene Situation nicht. Immerhin, eine gewisse Wende in der Automobilindustrie scheint sich abzuzeichnen, auch wenn manch gigantisches SUV-E-Mobil schon wieder am menschlichen Verstand zweifeln lässt.
Im Bereich der Landwirtschaft wird oft die Politik kritisiert und vor allem die berühmten Agrarsubventionen. Auch wird die Agrarchemieindustrie, die gleichzeitig eine Saatgutproduktions- und Züchtungsindustrie ist, hart durch zivilgesellschaftliche Organisationen angegangen. Bayer-Monsanto hat zumindest in einem Teil der Öffentlichkeit den gestreiften Peter. Diese Industrie wird als grundlegendes Problem gesehen, das es auf dem Weg in eine agrarökologische Landwirtschaft zu überwinden gilt. Das stimmt aber sicher nicht im Allgemeinen. Eigentlich hält die Saatgutbranche den Schlüssel für die Agrarwende in der Hand. Saatgut ist unbestritten eine Schlüsselressource in der Landwirtschaft. In einer zugegebenermaßen etwas übersteigerten Metapher ist Saatgut das Automobil der Landwirtschaft. Es ist zumindest vergleichbar in seiner enormen Bedeutung in der Landwirtschaft mit der Bedeutung des Automobils für unsere Mobilitätssysteme. In einem Samenkorn materialisiert sich die Genetik, aber – und das ist entscheidend – auch die Ökologie unserer Kulturpflanzen. Saatgut enthält die enormen Schätze an Zuchtfortschritt, die bisher erzielt wurden. Und es enthält durch spezifische Eigenschaften, die selektiert wurden, auch Anpassungen an unsere „modernen“ Pflanzenbausysteme. Bevor ich auf die gesellschaftliche Ebene gehe, will ich einen Blick auf unsere Kulturpflanzen und ihre Verschränkung mit unseren Pflanzenbausystemen werfen.
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