Der Harzer Fuchs, den man hier sieht, gehört zu der vom Aussterben bedrohten Hunderasse Altdeutscher Hütehunde. Foto von Björn Doppke – Quelle Wikipedia.


Ein Besuch in einem Tierheim in Oelzschau in der Nähe von Leipzig hat mich dazu angestoßen über die Zucht von Hunden nachzudenken. In diesem Tierheim findet man (wie in vielen Tierheimen) überwiegend Mischlinge aus verschiedenen Rassen, die durch freie Paarung entstanden sind. Wenn man sich einen Hund wünscht, spricht viel für diese Mischlinge aus den Tierheimen und einiges dagegen zu einem Hundezüchter zu gehen.

Vor allem die eklatanten Missstände in der Hundezucht sind gut bekannt. Hunderassen werden nach Rassenstandards gezüchtet, die dazu führen, dass Tiere zur Welt kommen, die mit vielen Erbdefekten beladen sind. Dies ist die Konsequenz von Inzucht-Züchtung innerhalb einer Rasse, die durchgeführt wird, um bestimmte Merkmale zu verstärken. Diese inzuchtbedingten Gesundheitsprobleme sind schlimm aber immerhin nicht direkt beabsichtigt sondern werden billigend in Kauf genommen.  Im Extremfall werden gezielt Eigenschaften gezüchtet, die zum Leiden der Tiere führen, wie die extrem verkürzten Nasen von Möpsen, die zu Atemnot und in Folge Herzproblemen führen können. Ein weiteres extremes Beispiel ist der verkürzte Kopf der Cavalier King Charles Spaniels (das Leiden dieser Tiere wird sehr eindrücklich in dem unten verlinkten Film beschrieben). Dies kann dazu führen, dass der hintere Schädelknochen auf bestimmte Teile des Gehirns drückt, was  zu Halluzinationen führen kann. Diese Züchtungen sind als Qualzüchtungen bekannt. Diese Züchtungen entstehen durch die menschliche Vorliebe zu  „knuddelig-süßen“ (dem Kindheitsschema endsprechenden) Äußeren von Hunden. Der Film“Das Geschäft mit der Hundezucht“ beschreibt sehr nüchtern aber trotzdem eindrucksvoll diese Probleme.

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Hautfaltenbildung bei einem Shar-Pei Welpen. Star-Peis zeigen rassentypische Hautkrankheiten. Foto von Yana Mishina – Quelle Wikipedia

Was aber würde passieren, wenn es keine Hunde-Zucht mehr gibt? An die Stelle der Zucht würde ein mehr oder weniger willkürliches Verpaaren verschiedener Rassen treten. Die verschiedenen Hunderassen sind Teil einer biologischen Art und würden sich zunehmend verkreuzen. Dadurch würden die verschiedenen Rassen, die der Mensch im Verlaufe seiner Kulturgeschichte gezüchtet hat, verloren gehen und damit auch die diesen jeweils spezifische Eigenheiten. Hunderassen lassen sich anhand ihrer Eigenschaften grob in Gruppen einteilen, die ihren verschiedenen Fähigkeiten und Funktionen für den Menschen entsprechen. So gibt es z.B. Hirtenhunde (z.B. Border Collie), Hof/Wachhunde, Jagdhunde (wie Beagle, Labrador Retriever). Eine weitere interessante Fähigkeit von Hunden lässt sich im Rahmen ökologischer Forschung und des praktischen Naturschutzes nutzen: einige Hunderassen eignen sich, nach gezieltem Training, dazu verschiedene wilde Tierarten voneinander zu unterscheiden. Ein Verlust von Rassen innerhalb dieser Gruppen würde auch ein Verlust der verschiedenen Eigenschaften bedeuten.

Paradoxerweise wird wahrscheinlich die aktuell voranschreitende Rückkehr des Wolfes, also des wilden Verwandten des Hundes, bestimmte Hunderassen wieder eine größere Bedeutung verleihen. Zunehmend werden Schafe und andere Tiere von den Wölfen gerissen. Hütehunde bieten hier eine Möglichkeit, um Schafe zu schützen. Dafür brauchen wir aber eine Hundezucht, die eben Hunde züchtet, die sich besonders als Hütehunde eignen. Vielleicht kommt hier auch den Altdeutschen Hütehunden, die vom Aussterben bedroht sind (Foto am Anfang des Artikels), für die Zucht eine neue Rolle zu.

Wir brauchen also eine Hundezucht allerdings eine, die sich nicht an Hundeshows und völlig übertriebenen Rassestandards ausrichtet.

https://www.youtube.com/watch?v=XBR10l92M2k