Gesunde Olivenbäume auf der griechischen Insel Thasssos. Foto von Petr Pakandl Quelle Wikipedia.


Olivenöl ist zu einem Massenprodukt geworden. In jeden Discounter findet man edel anmutendes „extra virgin“ Olivenöl und es gehört zur Standard-Ausstattung vieler Haushaltsküchen. Auch ich möchte nicht das teils fruchtige, teils schön herbe Aroma eines leckeren Olivenöles an meinem Salat missen. Dabei habe ich auch durchaus nicht selten zum billigen Olivenöl gegriffen. Diese Alltagsgewohnheiten haben allerdings handfeste Konsequenzen und eine davon ist die massive Ausdehnung von Olivenhainen, z.B. in Spanien. In der südspanischen Provinz Jaén in Andalusien sind 91% der landwirtschaftlichen Fläche mit Olivenbäumen bepflanzt und eine erheblicher Teil davon mit der Sorte Picual, die sich gut zur Herstellung von Olivenöl eignet (Sanchez-Martinez und Cabrera 2015). Die sich ausdehnenden Oliven-Monokulturen haben zunehmend die Fläche von Gemüsegärten um kleine Dörfer oder auch Mischkulturen aus Olivenbäumen mit Wein, Mandeln oder Obstbäumen verdrängt. Diese einseitige (monokulturelle) Form der Landwirtschaft ist damit eine klare Auswirkung des globalisierten Konsums und Handels. Bestimmte Regionen spezialisieren sich auf den Anbau (und evtl. die Verarbeitung) bestimmter Kulturpflanzen, um Einkommen für die lokale Bevölkerung oder Gewinne für externe Investoren zu erzielen. Ein solches monokulturelles Agrarsystem ist anfällig gegenüber epidemischen Ausbrüchen von Pflanzenkrankheiten. Grund zur Sorge gibt deshalb der Ausbruch einer neuen Olivenbaumkrankheit.

Im Jahr 2013 brach im italienischen Apulien zum ersten mal eine Olivenbaum-Krankheit aus, die als Olive Quick Decline Syndrome (OQDS) bezeichnet wird. Einen guten Eindruck von der Krankheit bekommt man durch die Bilder in diesem Dokument. Verursacht wird die Krankheit durch das Bakterium Xylella fastidiosa, bzw. genau genommen durch den Stamm Xylella fastidiosa pauca. Ursprünglich kommt Xylella aus Amerika und wurde z.B. in importierten Kaffeepflanzen aus Costa Rica entdeckt. Neben dem Menschen sorgen allerdings auch Insekten (z.B. Zikaden) für die Ausbreitung der Krankheit, die den Saft der Olivenbäume trinken, den sogenannten Xylemsaft. Die Bakterien befinden sich hauptsächlich in dem Xylemsaft, der die Bäume mit Wasser versorgt. Durch die Infektion wird der Transport von Wasser und Nährstoffen behindert und dies stört die Lebensprozesse des Olivenbaumes in fundamentaler Weise. Bisher gibt es kein wirksames Gegenmittel gegen die Krankheit. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Symptome bei den Olivenbäumen erst nach relativ langer Zeit zeigen und sich so die Krankheit unbemerkt weiter ausbreiten kann.

Olivenplantagen in der Provinz Jaén in Südspanien. Fotoautor Feranza, Quelle Wikipedia.

Aus diesem Grund hatte die EU Kommission als Gegenmaßnahmen das Fällen auch (scheinbar) gesunder Olivenbäume um die infizierten Bäume herum empfohlen. Nach einigen Fällungen allerdings hatten sich Umweltaktivisten an die Bäume gebunden und schließlich hat ein Staatsanwalt die Fällungen stoppen lassen (Abott 2017). Wie der Pflanzenpathologe Rodrigo Almeida (Almeida 2016) richtig feststellte, ist es durchaus nachvollziehbar, dass das Fällen scheinbar gesunder Bäume, die mehrere Jahrzehnte gehegt und gepflegt worden sind, für die Landwirte und die lokale Bevölkerung äußerst schmerzhaft ist und zudem auch ein ökonomisches Desaster. In der Region Lecce ist die Olivenölproduktion 2016 um 28% eingebrochen und in diesem Jahr wird der Produktionseinbruch nach Schätzungen 60% betragen.

Untersuchungen in 2016 ergaben dann allerdings alleine 900 Xylellea-positive Olivenbäume in der sogenannten Pufferzone im Norden von Apulien (Abott 2017). Verschiedene Stämme von Xylella wurden mittlerweile auch in Deutschland, Schweiz, Frankreich und Mallorca entdeckt, die aber möglicherweise nicht aus Italien sondern direkt aus Amerika stammen. Kürzlich wurde auch ein Xylella-Stamm auf dem spanischen Festland in Alicante entdeckt, was für erhebliche Besorgnis unter den Olivenbauern sorgt. Ein unkontrollierter Ausbruch von Xylella in Spanien könnte die riesigen Olivenbaum-Monokulturen stark dezimieren, das Einkommen der Landwirte gefährden und auch erheblichen Einfluss auf die weltweiten Olivenölpreise haben, da aus Spanien die Hälfte der globalen Olivenölproduktion stammt.

Ein mögliches Gegenmittel gegen Xylella sind resistente Olivensorten, wie die Sorte Leccino oder die kürzlich entdeckte Sorte FS-17. Allerdings wird das Neupflanzen resistenter Sorten mit einem erheblichen Aufwand verbunden sein und bis die Produktion wieder auf dem alten Niveau ist, wird wohl einige Zeit vergehen. Ein weiterer Ansatz ist der Mischanbau von Oliven mit anderen Kulturpflanzen und der Anbau von Sortenmischungen also verschiedenen Olivenbaum-Sorten in einem Olivenhain. In Griechenland wurde der Mischanbau von Olivenbäumen mit Kichererbsen und Oregano  in ein einem aktuellen Forschungsprojekt untersucht.

Mal sehen, was mein nächstes Olivenöl sein wird. Vielleicht bestelle ich mal wieder bei Christian statt zum nächstbesten Billigöl im Supermarkt zu greifen.

Literatur

Abbott, A. (2017). Italy rebuked in olive fiasco. Nature, 546(7657), 193-194.

Almeida (2016) Can Apulia’s Olive Trees be saved? Science, 353 (6297), p. 346-348.

Sanchez-Martinez, J. D. und Paniza Cabrera, A. (2015) The Olive monoculture in the south of Spain. Europen Journal of Geography, 6 (3), 16-29.