Schaut man sich die Welt der Wissenschaft an, dann sind Mischkulturen eines der heißen Themen an der Schnittstelle von Landwirtschaft und Ökologie. Es werden große Hoffnungen in dieses Anbausystem gelegt. So hat es das Thema Mischkulturen auch in die Top-Journals der Wissenschaft geschafft, z.B. mit einer spannenden Studie zur Ertragsleistung von Kollegen der Uni Wageningen.

Was aber ist eigentlich in der landwirtschaftlichen Praxis los? Kommt von dem Hype in der Wissenschaft auch etwas in der Praxis an? Oder forscht die Wissenschaft an einem System, das den wirtschaftlichen und technischen Anforderungen von Landwirtschaft und Wertschöpfungskette nicht standhält? Lassen sich Mischkulturen in unseren verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben, Böden, Klimata und regionalen Märkten wirklich gut etablieren?

An dieser Stelle wäre es extrem spannend nicht nur wild zu spekulieren sondern eine gute Datengrundlage zu haben. Diese scheint es meines Wissens bisher nicht zu geben, weder auf regionaler, deutschlandweiter noch europäischer Ebene.

Daten für NRW

Es gibt allerdings durchaus einige spärliche Daten, die man als Indiz für eine Entwicklung sehen kann. So müssen Landwirt*innen die Kulturen, die sie für ihre Fruchtfolge planen und für die sie eine Förderung beantragen wollen an die Behörden melden. Und eben diese Daten sind – wenn auch noch sehr begrenzt – verfügbar. Kürzlich habe ich mir die Daten von NRW aus den open data portal (link) gezogen. In diesen Daten finden sich verschiedene Kategorien landwirtschaftlicher Kulturen, die unter die Definition von Mischkulturen fallen. Die Daten sind der Datenbank zu folge für die Wirtschaftsjahre 2023 und 2024. Die Daten sind auf jeden Fall mit Vorsicht zu genießen, weil es sich nur Meldungen von Anbauplanungen und nicht die tatsächlichen Anbauflächen handelt.

Die Grafik basiert auf Daten von open.geodata.nrw.

Nach diesen Daten stieg die Fläche von Mischkulturen insgesamt von 6 246 (2023) auf mehr als das Doppelte von 13 981 Hektar (2024). In allen Kategorien nahm die Anbaufläche zu außer für Kleemischungen, für die nur für 2023 Daten vorliegen. Am stärksten stieg die gemeldete Anbaufläche bei Gemengen und Kleegras. Kleegras stieg von 3 554 (2023) auf 7825 (2024) Hektar auf mehr als das doppelte der geplanten Anbaufläche.

Bei Gemengen mit einem hohen Getreideanteil stieg die geplante Anbaufläche von 901 (2023) auf mehr als das Dreifache auf 3037 Hektar (2024).

Die Anbaukategorie der Gemenge ist besonders interessant, da hier zwei Hauptkulturarten miteinander gemischt werden. Die weitere Verarbeitung ist in einem solchen Fall oft anspruchsvoller, als wenn z.B. Klee und Gräser gemischt werden. Letztere werden entweder direkt auf die Fläche gemulcht, zu Heu getrocknet oder siliert (fermentiert). Gemenge aus Leguminosen und Getreide werden meistens in der Tierfütterung eingesetzt, entweder ohne technische Trennung oder aber mit technischer Trennung, um exakt dosierte Mischfutter herzustellen. Hier existiert übrigens auch schon eine Wertschöpfungskette, die von den Landwirtschaftlichen Betrieben, dem Handel und den Futtermittelherstellern in NRW reicht. Linsen werden auch typischerweise in Gemengen angebaut spielen in NRW aber nur eine sehr geringe Rolle. Die Agroforstsysteme sind natürlich auch extrem spannend, wenn auch noch eine absolute Nische mit 0,7 Hektar in 2023 und 2 Hektar in 2020.

Es wäre wünschenswert, wenn es bessere Daten gäbe, um die Verbreitung von Mischkulturen in der Praxis zu ermitteln.