Die Enola Bohne, eine Variante der mexikanischen gelben Bohne. Foto von CIAT, Quelle Wikipedia.
In den letzten Jahren wurde das sogenannte Nagoya-Protokoll im Rahmen der Biodiversitätskonvention etabliert, welches zum Ziel hatte, die einseitige Ausbeutung biologischer Vielfalt als Ressource für biomedizinische, agrarwirtschaftliche und biotechnologische Zwecke zu begrenzen. Die wirtschaftlichen Vorteile, die sich aus der biologischen Vielfalt ergeben, sollten geteilt werden zwischen den Firmen, die neue Produkte entwerfen, und den Bewohnern der Ursprungsländer der biologischen Vielfalt. Dies sollte eine neue Form des Kolonialismus, den man als Biokolonalismus bezeichnen könnte, verhindern.
Die rasenden Fortschritte in den Biowissenschaften im Bereich der Genom-Sequenzierung, Genom-Analyse und dem Genome Editing eröffnen nun aber die Möglichkeit, die Regulierung von Biopiraterie zu umgehen. Diese neuen Technologien erlauben es die genetischen Ressourcen ohne einen physischen Transfer biologischen Materials zu nutzen. Es ist mittlerweile möglich, dass z.B. eine wild in Südamerika vorkommende Bohnensorte mit interessanten Eigenschaften dort sequenziert wird und dann die Sequenzen auf digitalem Weg (z.B. über große digitale Genbanken) auf Computern in Deutschland oder den USA landen. Dann können die wertvollen Eigenschaften der wilden Bohnensorte mittels Genome Editing in moderne Zucht-Bohnen übertragen werden.
Die Umsetzung des Nagoya-Protokolls erfolgte bisher über sogenannte „material transfer agreements„, die sich auf biologisch-physisches Material beziehen. Der digitale Austausch genetischer Informationen wird anscheinend nicht berücksichtigt.
Es gibt wissenschaftliche Projekte, wie DiVSeek , die es sich zur Aufgabe gemacht haben, biologische Vielfalt als digitale Sequenzen in Datenbanken verfügbar zu machen. Möglicherweise bestehen Verbindungen zwischen dem DivSeek-Projekt und Syngenta sowie Dupont, um interessante Sequenzen zu vermarkten. Hier besteht also die Gefahr, dass sich große Konzerne einer neuen Technologie bedienen, um die Biopiraterie-Regulierung zu umgehen.
Auf dem nächsten Treffen der Vertragstaaten der Biodiversitätskonvention Anfang Dezember in Mexiko soll erörtert werden, wie der digitale Austausch genetischer Informationen zu behandeln ist.
Weitere Informationen kann man hier finden:
Ein sehr kritischer Artikel zu dem Thema: „Gene Editing and Seed Stealing„
Ein aufschlussreiches Dokument findet man bei der Böll-Stiftung: „Synthetic Biology and the CBD„
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